V / Valadir / Prolog - Auf dem Galgenberg
Der Stein, er träumt noch schwarz. Wer weiß, was ihn bewegt, als sich das Morgenrot erneut am Horizont erhebt. Es war gewiss ein trughaft‘ unbeschwerter Schlaf - nur im Ohre jener Menschen, die dereinst sein Schicksal traf, erklingt in Ferne jenes dissonante Lied, welches sich verlor'n und heiser durch das feuchte Herbstlaub zieht, in schwerem, kaltem Regen von gar breiten Ästen nässt, den Weg zu deinem Nacken findet, fröstelnd dich erschaudern lässt.
So trägt‘s der Klang durch alle Zeit, dass Zeugnis unvergessen bleibt, wo Falschheit wahre Demut spürt, zur einz'gen Strafe sie dann führt.
"So kommet, so tretet ein! Es gibt so manche Wunderzauberei für euch zu seh‘n! Wird euch auch nicht der Beutel klein, könnt ihr, mein Herr, für Silbertaler Heilungswasser gleich ersteh‘n! So kommt heran, so tretet nah! Ich führe gute Mittel gegen Aussatz und die Pest, habt ihr auch Gold in Mengen da, gibt es für die Frau des Hauses Creme, die nie altern lässt!"
Und als der tumbe Pöbel schließlich jauchzend sich von dannen stiehlt, ist's nur der Scharlatan allein, der weiß, was insgeheim enthielt die Medizin, bei Vollmondnacht nach altem Pergament gebraut, aus Jod und Klee, Absinth und Ingwer und dünnen Streifen Menschenhaut. Allein der Narr, er hat Vertrauen in die dunkle Alchemie, der einst ein kranker Geist in wirren Worten seine Form verlieh. Und sollte dann ein Leben jemals schwinden ob der Nachtessenz, wird er schon beim nächsten Monde zu seiner neuen Ingredienz.
Als hohles Krächzen nachtumschlungen ihn aus seinen Studien reißt, ist jener Durchbruch ihm gelungen, der vermag, so wie meint, den Tod zu trügen. Doch mitnichten, in dem Wahn hört er es nicht, wie Rabenschnäbel Lügen dichten. Aller Rätsel Sinn verspricht, der Forscher Formel, die einmal es schafft, dass ewig Leben währt, des Pudels Kern, der heilig' Grahl, Moral, die jeden Meister lehrt. Im Schwindelrausch kann er nicht seh‘n, dass er wird gleich sein eigen Werk, sich wiederfindet einsam steh‘n dort auf dem Galgenberg.
Es brennt die Frage tief im Geist, wie hoch ist der Erkenntnis Preis? In dem Moment, als er versteht, die Schlinge um den Nacken legt. Geht auch der Stein mit ihm zur Ruh‘, nur noch die Krähen schlagen zu, beim Mahle, das im Herbstwind schwingt, auf dass schon bald das Lied erklingt. Teksty umieszczone na naszej stronie są własnością wytwórni, wykonawców, osób mających do nich prawa. |
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