In Nebels bleichsüchtigem Schein hört, ja sieht man einige Augenblicke später und eine Waldlichtung weiter, weit hinter dem finsteren Gesell, ein großes, hageres Männlein mit Clownfratze und rotem Kussmund durch den tief verschneiten Wald stapfen. Dem Anschein nach ist’s wohl der schnöde Anatol, ein schriller Knecht aus dem Ferner Tal. Aus seinem prall gefüllten grauen Armeerucksack ragt nebst karg verschneiter Schallplatten matt, doch golden der Trichter eines alten Grammophons hervor. Das beachtliche Gewicht des Rucksacks krümmt den fahrigen Gefolgsmann deutlich vorwärts. In seiner rechten Hand hält er eine lange und leise dahin scheppernde Kette, die an einem brüchigen Holzschlitten befestigt ist und diesen ohne großen Aufwand den steilen Weg hinauf zieht. Auf dem Schlitten liegen – gestapelt über einem Spaten, mit einem langen Juteseil niedergebunden - mehrere Holzkreuze übereinander. Wie sich später herausstellen wird wurde auf allen das gleiche Datum eingelassen. Ohne Zweifel gehört hier einer zum anderen: Der finstere Gesell zu seinem Knecht, und der Knecht zu seinem Herrn. Ein dunkler, ja gespenstisch anmutender „Kreuzweg“ führt die beiden Gesellen mit schweren Schritten immer weiter hinauf zu den Einödhöfen, die nur mehr spartanisch bewohnt sind und in diesem strengen Winter nahezu untergehen.
Schritte. Wind. ANATOL (flüstert) Was bin ich niederträchtig im abendstillen Tann. Ich fühle bang und mächtig, als rühre mich ein höh’res Leben an.
ANATOL (flüstert) Ich bin ein Knecht des Waldes. Weh… Weh…
Cello
ANATOL (stottert) Ich bin ein Clown in Rouge und Pelz und bring‘euch Teufels Fels. (flüstert) Kreuze bring‘ich, ja…ja… Sie..funkeln schön und (zieht die Nase hoch) riechen fein, ich grab‘sie händisch ein. Der Gesel ist ein böser Mann… böse… böse…
ANATOL (schreit) Dieser Narr zieht mich an! In seinem Antlitz sitzt jener Drang, der mich treibt, der mich fängt… der mich quält und lenkt.
WALDFRAU, Erzählerin Der Clown zieht betört seinen Schlitten voran, ihn lockt ein teuflischer Bann. Hoch, weit und kalt, weht sein Hauch durch die Nacht, …verzaubert und bang…schwelgt er bar in der Pracht.
DER FINSTERE GESELL (spricht) Anatol, du bist mein Knecht!
ANATOL (spricht) Ich? Ich bin es.
Cello
WALDFRAU, Erzählerin Anatol? Anatol? Wo bist du?
Ein Schrei. Akkordeon
DER FINSTERE GESELL (schreit) Ich bin… Ich lebe… Ich schleiche berauscht durch Winters Prunk. Tann, ich zähme deine Sünder wie einen Hund! Leidenschaft mich quält in deiner klammen Welt!
DER FINSTERE GESELL (flüstert) Hier bin ich: Dein Gesell!
WALDFRAU, Erzählerin Der Teufel führt den Knecht durch Winters Pracht. Bühnenhaft der Tann, der ihn umhegt in starrer Nacht.
WALDFRAU, Erzählerin/DER FINSTERE GESELL Unheilvoll und stet das Grauen faucht und weht, Borstig ist der Weg.
Akkordeon (Solo) Waldfrau trällert.
ANATOL Dreist mal‘ich den Toten böse Fratzen ins Gesicht, Ich tünche ihre Wangen und neige sie zum Licht.
WALDFRAU, Erzählerin Der Clown beklagt den Schauder, der ihn durch die Tannen treibt. Dennoch scheint er, bar und kahl, vor rüdem Mord gefeit.
ANATOL Ich stapf‘durch Teufels Walde und schau in Abgrunds Spalt. Die Bosheit fängt mich . . . ein . . . giftig, dunkel und . . . kalt.
Cello
DER FINSTERE GESELL (schreit) Ich schleiche berauscht durch Winters Prunk. Tann, ich zähme deine Sünder wie einen Hund!
WALDFRAU, Erzählerin/DER FINSTERE GESELL Unheilvoll und stet das Grauen faucht und weht. Borstig bleibt der Weg.
Akkordeon (Solo) Waldfrau trällert.
WALDFRAU, Erzählerin Der Clown schminkt sich betört, als wär sein Antlitz versehrt. Er zieht all die Kreuz‘zu den Höfen hinauf und müht sich gellend zum Schnauf.Teksty umieszczone na naszej stronie są własnością wytwórni, wykonawców, osób mających do nich prawa.